Frauen in der Gastronomie – Is(s)t die Zukunft weiblich? (Interview)
von 5. März 2020 17:27 9.597 views2
Passend zum Weltfrauentag am 08.03.2020 möchten wir uns in diesem Artikel mit der Situation in der Gastro-Branche befassen. Man kann von diesen „Feiertagen“ halten was man möchte und wir finden natürlich auch, dass man das weibliche Geschlecht auch an jedem anderen Tag feiern und ehren sollte. Jedoch möchten wir es als Anlass nutzen, um ein wichtiges Thema anzusprechen und näher zu durchleuchten.
Wie ist es, als Frau in der Gastronomie zu arbeiten? Wie fortschrittlich ist die Gastro-Branche? Ist es als ambitionierte Köchin wirklich spürbar, dass man in einer Männerdomäne arbeitet? Und wenn ja, wie? Diese und weitere Fragen haben wir uns von einer Chefköchin beantworten lassen. Außerdem interessiert uns natürlich auch Ihre Meinung zu dem Thema! Ganz unten auf der Seite finden Sie ein Kommentarfeld.
Nur 33% professionelle Köchinnen!
Bevor wir mit unserem Interview loslegen, beleuchten wir ganz kurz die gesamte Situation in der Gastronomie. Gerade einmal 33% Frauenanteil in der deutschen Gastronomie scheint recht wenig. Wenn wir nur die Spitzengastronomie betrachten, wird es sogar noch deutlicher: Von insgesamt 300 Michelin Star Chefs in Deutschland, sind nur neun davon Frauen (Quelle: Deutschlandfunk).
Das Thema ist auch branchenübergreifend mittlerweile weit verbreitet und präsent:
“Die deutsche Gastronomieszene ist vor allem in den Führungspositionen männlich dominiert. Aber wir beobachten, dass sich immer mehr Küchenchefinnen und Restaurantbesitzerinnen durchsetzen. Wir von Quandoo möchten nicht nur auf die ungleiche Verteilung aufmerksam machen, sondern vor allem einen positiven Beitrag leisten und Frauen zu einer Spitzenkarriere in der Gastronomie ermutigen.”
so Omid Ghirakou. (Country Manager DACH Quandoo).
Und wie ist es wirklich?
Diese Frage haben wir uns gestellt und Antworten von Josita Hartanto bekommen.
Sie ist Chefköchin und Besitzerin des veganen Restaurants Lucky Leek. Ihre Leidenschaft zum Kochen hatte sie schon als Kind entdeckt und hat bereits in der Grundschule ihr erstes Kochbuch für ihre Mutter geschrieben. Ihr Restaurant wird schnell zu einer der Top-Adressen für die vegane Gourmet-Küche.
CHEERS:
Merken Sie, dass Sie in einer Männerdomäne arbeiten und wie ist die Situation für Sie spürbar?
Josita:
Klar, am Anfang war es für mich sehr neu, eine der wenigen Frauen in meinem Arbeitsumfeld zu sein. Als Chef-Köchin treffe ich immer wieder auf überraschte Reaktionen. Das hat mich am Anfang natürlich verunsichert. Doch je mehr ich an Erfahrungen gewinne, umso sicherer bin ich mir meiner Kompetenzen. Man muss sich immer wieder vor Augen führen, dass viele ja nur darauf warten von einem überzeugt zu werden. Respekt auf dem Arbeitsplatz hat für mich einen sehr hohen Wert, egal wem oder welchem Geschlecht gegenüber.
CHEERS:
Hat diese Situation Ihre Berufswahl beeinflusst und wussten Sie das vorher?
Josita:
Klar, war mir bewusst, dass ich mich für einen Beruf entscheide, in dem vor allem Männer in Führungspositionen sind und ich daher wahrscheinlich mehr unter Druck stehen würde. Aber, das hat niemals meine Berufswahl beeinflusst. Kochen ist einfach meine Leidenschaft, ich lasse mir da nichts in die Quere kommen.
CHEERS:
Gibt es konkrete Situationen, in denen das für Sie spürbar war?
Josita:
Am Anfang vielleicht, in meiner Ausbildungszeit noch. Es kann manchmal demotivierend sein, eine der wenigen Frauen in der Küche zu sein. Als Mann hätte ich damals vielleicht mehr Lob für meine Leistungen bekommen, wer weiß? Trotzdem bin ich umso stolzer, eine von wenigen zu sein, die es geschafft haben und setze mich immer wieder gerne dafür ein, andere zu ermutigen.
CHEERS:
Welche Chancen sehen Sie darin, als Frau in der Gastronomie zu arbeiten?
Josita:
Ich glaube nicht daran, dass Frauen oder Männer talentierter oder fähiger in der Küche sind. Aber wir Frauen waren zu lange in der Branche unterrepräsentiert und ich glaube, wir stehen nun vor einem Umbruch. Ich finde es schön, dass wir in einer Zeit leben, in der die Diskussion um Gleichberechtigung in allen Branchen präsent ist und möchte gerne meinen Teil dazu tragen.
CHEERS:
Was raten Sie den Frauen in Ihrer Branche?
Josita:
Was ich jedem Menschen raten würde: Habt euer Ziel vor Augen, aber verliert dabei vor allem nicht die Leidenschaft, wieso ihr euch für diesen Weg entschieden habt. Zusammen essen soll Menschen verbinden und ihnen Freude machen – genauso wie euch.
Danke für diesen ehrlichen Einblick! Wir nehmen daraus mit, dass es für alle Köchinnen an der Zeit ist, an sich selbst und ihre Ziele zu glauben. Denn dann ist es egal, ob Mann oder ob Frau – Mit dem klaren Ziel vor Augen und der nötigen Leidenschaft und Bereitschaft den Weg zur Spitzenköchin zu gehen, ist alles möglich.
Aber vielleicht muss es auch nicht immer die Spitzenkarriere sein. Ein grandioses Beispiel für echte female power in der Gastronomie ist unserer Meinung nach auch die GastroHero Kundin Melly von Oma Rosa. Hier geht es zu dem passenden Artikel.
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